Messias Skript: Episode 3, Teil 3
S. KENT BROWN: Entlang dieser Ufer, etwas nördlich von hier, rief Jesus Simon Petrus, seinem Bruder Andreas und deren Partnern Jakobus und Johannes zu. Wie antworteten sie? Im Text heißt es: “Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.” Die Geschichte geht weiter: “Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden.” Hunderte, sogar Tausende schlossen sich diesem bescheidenen, aber außergewöhnlichen Lehrer aus Nazaret an, der die Kranken heilte, den Blinden das Augenlicht zurückgab und dessen Lehren die Weisen erstaunten und die Demütigen inspirierten. Aber Jesus war nicht nur daran interessiert, eine Anhängerschaft zu gewinnen. Es wird absolut klar, dass dieser Mann, das Lamm Gottes, nicht nur die Kraft besitzt, die Kranken zu heilen, sondern auch Autorität, die Autorität, mit Feuer und mit dem Heiligen Geist zu taufen, und die Autorität und die Aufgabe hat, das Königreich Gottes auf Erden zu errichten.
ERIC D. HUNTSMAN: Der Versuch, die verschiedenen Evangelien unter einen Hut zu bringen und wann die Jünger gerufen wurden, ist mitunter eine frustrierende Aufgabe. Im Evangelium nach Johannes beginnt er, eine kleine Gruppe von Anhängern zu versammeln, und zwar ganz am Anfang, in Johannes 1. Aber in den synoptischen Schriften findet man dieselben Leute beim Fischen und der Ausführung ihrer normalen Tätigkeiten, und er muss sie aufrufen, ihm zu folgen. Ich habe oft das Gefühl, dass ihn diese Leute kannten. Tatsächlich bestand zwischen ihm und manchen von ihnen eine Seelenverwandtschaft. Also fühlten sich die Leute zu Jesus hingezogen, vielleicht glaubten sie sogar, dass er der Messias sei, was aber nicht heißt, dass er ihre Dienste schon vollzeitig in Anspruch nahm, bevor er Petrus und Andreas Jakobus und Johannes tatsächlich von ihren Booten rief.
S. KENT BROWN: Die Organisation der Kirche begann sehr früh, und an ihrer Spitze, am Gipfel, standen die Apostel. Warum? Weil sie diejenigen sind, die vom Herrn beauftragt wurden. In diesem Sinne sind sie einzigartig. Es handelt sich nicht um Leute, deren Autorität irgendwie abgeleitet wurde, sondern dies sind die Leute, die ihre Autorität direkt von ihm bekamen. Und sie werden zu seinen Hauptzeugen, sie bezeugen sicherlich die Auferstehung, aber auch sein irdisches Wirken.
RICHARD D. DRAPER: Es ist interessant, dass von all den Namen, die ihnen Jesus hätte geben können — die Titel, die er diesen Männern hätte geben können — dass er das Wort “Apostel” wählte. Es ist ein griechisches Wort, apostolos. Es ist mit dem Verb apostello verwandt. Apostello bedeutet “schicken”, aber es beinhaltet das Schicken zu einem Zweck.
Dann, im dritten Jahrhundert, bekam das Wort einen interessanten Kontext von den Zynikern, einer Gruppe von Philosophen, die behaupteten, dass sie die wahren Boten des Zeus seien und dass ihre Botschaft ernst genommen werden sollte, also bezeichneten sie sich selbst als Apostel. Sehen Sie, die Gesandten und die Beauftragten. Also, vom dritten Jahrhundert an wurde dieser Ausdruck tatsächlich mit der Vorstellung des Göttlichen und des Beauftragten assoziiert. Es war also perfekt, ein perfektes Wort für Jesus, um es seinen Aposteln als Titel zu geben. Die Leute würden sofort die Beziehung herstellen, dass es sich hier um die Beauftragten handelte.
FRANK F. JUDD: Als der Heiland seine 12 Apostel zu sich rief, gab er ihnen Macht, heißt es in der King James-Bibel. “Autorität” könnte eine bessere Übersetzung sein. Er gab ihnen die Autorität als Priester, das zu tun, was er getan hatte. Also liegt die Betonung auf der Autorität, die er ihnen übertrug, die er ihnen gegeben hatte, die er selbst besaß. Es gibt eine Bezugnahme auf Paulus in der Apostelgeschichte Kapitel 14, dass er Älteste in den Kirchen ordinierte. Das Verb, das hier benutzt wird, bedeutet “die Hand ausstrecken”, was auch “wählen” oder “erhalten” bedeuten kann, aber eben auch “ordinieren”. Und so nehmen wir an, dass Paulus und andere einer Methode folgten, die innerhalb der Kirche generell akzeptiert war, nämlich jemanden zu ordinieren, indem sie ihre Hände auf ihn legten.
RICHARD D. DRAPER: Im Evangelium nach Philippus wird uns erklärt, dass es sich hierbei nicht um etwas handelt, was Jesus beobachtet hat, sondern um etwas, was er auch selbst erlebt hat. Dies war in der Tat eine akzeptierte Praktik. So wurde Autorität weitergegeben. Der Vater ordinierte — Auferlegung der Hände — den Sohn, dann ordinierte der Sohn — Auferlegung der Hände — die Führerschaft, die wiederum die ordinierten, die sie auserwählt hatten.
S. KENT BROWN: Es gibt eine Art roten Faden, der sich durch diese Geschichten zieht, und zwar, dass das Königreich Jesu, das Haus Jesu ein Haus der Ordnung ist, und diese Ordnung wird durch physische, greifbare, konkrete Handlungen aufrechterhalten, die Autorität verleihen und demjenigen, der sie erhält, Rechte übertragen. Lukas liefert uns den frühesten detaillierten Bericht über die Berufung der ersten Vier. Sie bestanden aus zwei Brüderpaaren — Petrus und sein Bruder Andreas, Jakobus und sein Bruder Johannes (Lukas 5).
Es wird erzählt, dass Jesus an die Ufer des Sees von Galiläa gekommen war. Dort befand sich eine Gruppe von Menschen, die das Wort Gottes hören wollten. Also schaut Jesus herüber und sieht ein paar Boote. Er steigt in eines der Boote, das Petrus gehört, und bittet ihn, etwas weiter auf See hinauszufahren, und dann fährt er fort, seine Lehren vom Boot aus zu verkündigen. Petrus ist also dabei. Er wäscht und richtet seine Netze aus, faltet sie zusammen und so weiter. Er hört die gesamte Predigt.
Am Ende der Predigt wendet sich Jesus an Petrus und sagt: “Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus!” Petrus protestierte und sprach: “Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch –” mir gefällt diese Stelle — “Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.” (Lukas 5:4) Lukas berichtet weiter: “Das taten sie, Und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten.” (Lukas 5:6) Also riefen sie ihre Partner. Jakobus und Johannes sind ganz in der Nähe im anderen Boot, also riefen sie sie, herbeizukommen und ihnen zu helfen, was sie auch tun. Wenn Sie sich ans Ende der Geschichte erinnern, fingen sie so viele Fische, dass sie beide Boote mit Fischen füllten und die Boote fast sanken.
Jesus fordert nun diese Männer auf, ihren Beruf aufzugeben. Sie sind Fischer. Damit verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt. Was sollen ihre Familien tun? Jesus lässt genügend Fische zurück, um sie monatelang zu ernähren, und sie haben zudem genügend Fische übrig, um sie für Monate zu verkaufen. Das Problem ist, dass diese Fische binnen 48 Stunden verderben werden. Bis wir auf eine kleine Notiz von Strabo stoßen, der zu der Zeit als Geograph tätig war, und er schreibt, dass man nur etwas weiter an der Westküste entlang eine Stadt namens Magdala erreicht. Er nennt einen anderen Namen, aber es handelt sich um denselben Ort. In dieser Stadt gab es eine Fischsalzerei. Also müssen sie ihre Boote nur in diese Stadt rudern oder dorthin segeln, und sie können sie salzen, sie in Salzlauge einlegen, damit die Familie für Monate Nahrung hat. Außerdem haben sie genug Fische, um sie auf dem Markt in Kafarnaum und an anderen Orten verkaufen zu können. Jesus stellt sicher, dass die Familien versorgt sind. Er sorgt dafür, dass all ihre Bedürfnisse gedeckt sind. Er nimmt ihnen die Brotverdiener und ist sich dessen auch bewusst. Aber er hinterlässt den Familien, was sie brauchen. Ich liebe diese Szene, die Tatsache, dass sie all diese Fische konservieren können und somit monatelang versorgt sind.
Was die lokalen Führer zu Zeiten Jesu entweder nicht verstehen oder nicht akzeptieren, ist, dass dieser Priester und Heiler aus dem Hinterland im Norden Palästinas tatsächlich selbst genau der Messias ist, dessen Ankunft sie so ungeduldig erwarten. Bald wuchs sein Gefolge, aber auch seine Opposition, und die Reaktionen auf sein Wirken in der Öffentlichkeit wurden drastischer, und Jesus verbrachte die nächsten drei Jahre seines Lebens damit, zu zeigen, dass er tatsächlich der Herr des Tempels, des Sabbat, von Himmel und Erde und Leben und Tod ist. Kann aus Nazaret irgendetwas Gutes kommen? Jesus sagt: “Kommt und seht!”
Die Taufe von Jesus Christus markiert den Beginn eines bemerkenswerten geistlichen Wirkens. Nach seiner Rückkehr aus der judäischen Wildnis manifestiert Jesus seine Macht und Autorität. Er heilt die Kranken und Leidenden, verjagt die Kaufleute aus dem Tempel und errichtet mit der Ordinierung seiner 12 Apostel seine Kirche auf Erden. Diese Männer, die der Heiland beruft und die er mit Macht und Autorität aus der Höhe ausstattet, werden die Führer seiner Kirche sein, sobald die letzte Phase seines irdischen Wirkens vollbracht ist.