Messias Skript: Episode 3, Teil 2
KAYE TERRY HANSON: Als er Gnade um Gnade, Zeile um Zeile lernte, ist dies der Ort, wo er anfängt zu verstehen, was er zu tun hat. Er ist nach dieser Fastenzeit physisch völlig ausgehungert. Und genau an diesem Punkt schlägt Satan zu.
ROGER R. KELLER: Manche Gelehrte betrachten dies als rein psychologisch. Wir wollen sicher sein, dass wir verstehen, dass Satan wirklich dort war und dass es wirklich eine Herausforderung für Jesus war. Es war gewiss auch psychologisch, da er diesen Kampf mit sich selbst zu kämpfen hatte, in dem es darum ging, wie er das, was Gott ihm aufgetragen hatte, ausführen würde. Oberflächlich gesehen würde die Herausforderung, die Steine zu Brot zu verwandeln, sicherlich seinen Hunger, den er in diesem Moment verspürte, stillen, aber ich glaube, dass diese oberflächliche Bedeutung hier auf etwas viel Tieferes hinweist. Wenn er wollte, hatte Jesus die Kraft, die Welt zu nähren. Es war eine Welt, die aus Menschen bestand, die hungrig oder am Verhungern und generell in großer Not waren. Konnte er nun seine Kraft und Autorität auf diese bestimmte Weise nutzen, um sie zu speisen, oder würde er sie auf andere Art nähren, nämlich spirituell?
S. KENT BROWN: Natürlich schiebt es Jesus beiseite, indem er die Bibel zitiert. Er sagt: “In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.” Diese Szene weist auf ein Ereignis vor ein paar Monaten zurück, als Johannes zu seinem Publikum sagte: “Meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.” Also sagt Satan zu Jesus: “Es sollte doch recht einfach sein, wenn du der Sohn Gottes bist, wie Johannes versprach, nimm einen dieser Steine und erwecke ein Kind.” Ich glaube, dass auch entfernter auf die Schöpfung zurückgewiesen wird, als Jesus, der Sohn Gottes, der Schöpfer, aus dem Staub dieser Erde einen Mann erschuf, den er Adam nannte. Essentiell sagt Satan also zu ihm: “Wenn du einst in der Lage warst, einen Mann aus einfachem Staub zu erschaffen, warum dann nicht Brot aus einem einfachen Stein?”
KAYE TERRY HANSON: Vergessen Sie nicht, über die zweite Versuchung wird uns erzählt, dass der Heiland mit Satan auf die Turmspitze des Tempels geht. In der Bibel heißt es an dieser Stelle übrigens, dass Satan ihn mit sich dorthin nahm, aber ich glaube nicht, dass Satan den Heiland irgendwohin mitnahm. Und an diesem Punkt stehen sie beisammen und Satan fordert den Heiland auf: “Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.” Hier haben wir es wieder — Sie stehen da, sehen Steine auf allen Seiten und sagen: “Was für ein perfekter Ort für so eine Herausforderung!” Aber wie gehabt, ist die Sache, an der er arbeitet, Kraft.
S. KENT BROWN: Jesus antwortet darauf: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.” Sich der Versuchung zu widersetzen und nicht zu springen ist tatsächlich ein respektvoller Akt seinem Vater gegenüber, damit sein Vater nicht gezwungen ist, auf außergewöhnliche Weise einzugreifen um seinen Sohn, der sich zum Sprung überreden ließ, zu retten, ihn zu retten, weil er von der Spitze des Tempels sprang.
ROGER R. KELLER: Außerdem wird Satan gegenüber ein Punkt klar gemacht. “Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst mich nicht versuchen.” Meiner Meinung nach geht diese Dimension mitunter verloren. Denn Jesus ist die zweite Person, die die Gottheit verkörpert. Aber meiner Meinung nach impliziert es auch, dass Satan auf die Knie fallen und seinen Gott, den Heiland, anbeten sollte.
JOSEPH FIELDING MCCONKIE: Niemand kann zu Christus sagen: “Das verstehst du nicht. Du hast es nicht erlebt.” Ja, er hat es erlebt. Er wusste, was es heißt, müde zu sein. Er wusste, was es heißt, hungrig zu sein. Und er wusste, was es heißt, versucht zu werden. Und als sich der Teufel bemüht, ihn zu verführen, war eine der Versuchungen, ihm all die Pracht und den Reichtum der Welt anzubieten, was uns wieder versichert, dass ihm alle möglichen Versuchungen angeboten wurden, und dass er in der Lage war, sie zu erfahren, sie zu kosten und sie zu fühlen.
S. KENT BROWN: Die ganze Geschichte dreht sich um Macht und Autorität. Wer besitzt die wahre Autorität? Wer hat die wahre Macht? Und Satan präsentiert sich als jemand, der die Autorität besitzt, Dinge zu vergeben. “Das alles will ich dir geben”, sagt er. Jesus widersetzt sich, weil er weiß, dass die wirkliche und wahre Macht und Autorität die seines Vaters im Himmel ist. Gewissermaßen kommt Satan Jahrtausende später zurück und fordert nun den Sohn Gottes heraus, der als Sterblicher geboren wurde, wie er ihn einst in seinem vorirdischen Leben um das Recht, Messias genannt zu werden, herausgefordert hatte.
ERIC D. HUNTSMAN: Was die drei Erzählungen synoptisch zusammenfassen, ist, dass ein paar Dinge geschehen mussten, bevor Jesus sein formelles geistliches Wirken beginnen konnte. Er musste auf jeden Fall getauft werden, und es bedurfte der Bekräftigung des Vaters selbst zu Jesus in den Erzählungen von Markus und Lukas und bei Matthäus zu den Beistehenden, dass Jesus der Sohn Gottes war. Dann geht er in die Wildnis, in der er versucht wird, aber hauptsächlich um mit Gott zu sein. Mitunter konzentrieren wir uns so sehr auf die Versuchung, dass wir vergessen, dass der Zweck, in die Wildnis zu gehen, für ihn der war, um mit Gott zu sein. Es ist interessant, dass Lukas klar macht, dass Jesus, als er von diesem Erlebnis zurückkehrt, zurückkommt — das ist in Lukas 4:14 zu finden — Er kehrt in der Kraft des Geistes zurück nach Galiläa. Nachdem am Beginn also diese Schritte getan waren, war Jesus bereit, seinen geistlichen Dienst anzutreten.
ANDREW SKINNER: Ich glaube, dass es sehr schwer für ihn war, den See Gennesaret und Galiläa, diese Gegend, die er so liebte, zu verlassen und sich, wie die Bibel sagt, unentwegt Jerusalem zuzuwenden, fast als wäre es ein reiner Willensakt gewesen, dass er sich gewissermaßen dazu zwang, nach Jerusalem zu gehen. Ich glaube, je länger man sich hier befindet, desto mehr beginnt man, dieselben Dinge zu schätzen, die er liebte. Ich glaube wirklich, dass dies sein geliebtes Galiläa war. Ich glaube wirklich, dass er sein Heimatland geliebt hat. Für mich fühlt es sich fast so an wie jemand, der seine alte Nachbarschaft verlassen hat. Jedes Mal, wenn man zurückkehrt, kommen alte Gefühle auf, und ich glaube, das ist genau das, was Jesus jedes Mal passierte, wenn er nach Galiläa zurückkam. Seine Familie lebte hier, und er liebte seine Familie mit so einer Innigkeit, wie wir sie uns wohl kaum vorstellen können. Ich kann mir vorstellen, dass er durch das Dorf lief und zum Sandalenmacher Hallo sagte oder zum Wasserverkäufer Hallo sagte, und dass ihm jedermann am Herzen lag. Die Tragik ist, dass leider eine Zeit kam, in der diese Liebe, die er für die Leute hatte, nicht mehr erwidert wurde.
KENT BROWN: Lukas schreibt: “So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge, und stand auf um aus der Schrift vorzulesen.” Wir wissen, dass ihm der Priester das Buch des Propheten Jesaja reichte. Jesus öffnete das Buch und fing an, diese Stelle zu lesen: “Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde,” und so weiter. Meiner Meinung nach bot sich Jesus hier die beste Gelegenheit, seinen Freunden, seinen Nachbarn und den Leuten, die ihn kannten, zu sagen, wer er wirklich war, und er machte sie alle zu Zeugen. Die ganze Sache schreckt sie natürlich etwas auf. Sie hatten gehört, dass er woanders Wunder vollbracht hatte, unter anderem in Kafarnaum, und sie würden gerne etwas Ähnliches sehen. Doch Jesus weigert sich. Sie kommen nicht mit Glauben zu ihm.
ROGER R. KELLER: Dann erinnert er sie daran, dass zu Zeiten Elijas nur eine Witwe, eine Heidin, seine Aufmerksamkeit — Gottes Aufmerksamkeit erhalten hatte. Es war nicht das erwählte Volk. Ihre Antwort darauf ist hochinteressant, denn binnen kürzester Zeit herrschte Aufruhr in der Synagoge und sie führten ihn an den Abhang des Berges, um ihn hinabzustürzen, weil er, wie ich glaube, im Grunde genommen den falschen Leuten die Erlösung anbietet (Siehe Lukas 4:28-29).
ALAN K. PARRISH: Das sind seine Freunde, mit denen er aufwuchs, denen er etwas bedeutete, die ihn liebten und verehrten. Und dabei fällt mir Jakob im Buch Mormon ein. Er spricht über die Juden, die Zeitgenossen von Jesus waren, dass sie Dinge suchten, die sie nicht verstehen konnten, und bei ihrer Suche, die Geheimnisse zu enthüllen, übersahen sie die Symbole, die sie vor Augen hatten, das heißt, sie übersahen Christus und verneinten ihn, und in diesem Fall, in der kleinen Synagoge, lehnten sie ihn so sehr ab, dass sie seinen Tod suchten, dass sie ihn umbringen wollten.
KAYE TERRY HANSON: Als sie nun den Heiland nahmen, um diesen schrecklichen Akt zu begehen, verschwand er einfach inmitten der Menge. Sie sind so sehr in die Ereignisse verwickelt, dass sie nicht einmal bemerken, wie er entflieht. Offensichtlich weiß er, was er tut, genauso wie unser Vater im Himmel weiß, was er tut. Seine Zeit, getötet zu werden, ist noch nicht gekommen. Diese Zeit steht noch bevor.
ALAN K. PARRISH: Er macht sich sofort auf nach Kafarnaum, was nicht sehr weit entfernt ist, vollbringt dort einige großartige Wunder und zeigt seine Macht, seine göttliche Kraft als Erlöser, der gekommen ist, um genau diese Dinge zu vollbringen, von denen Jesaja gesprochen hatte und die Jesus in der Synagoge wiederholt hatte, wo er zeigt, dass er in der Tat gekommen ist, um diese Dinge zu tun.
S. KENT BROWN: Und am nächsten Sabbat geht er in die Synagoge, wo er auf einen Mann trifft, der von einem unreinen Geist besessen ist, und Jesus zeigt seine Macht, indem er den Geist austreibt. Ich finde, es ist interessant, dass Jesus die Institution der Synagoge wählte, um seine Identität bekanntzugeben, um seine Autorität bekanntzugeben. Außerdem wählte er die Institution der Synagoge, um seine Macht zu zeigen. Es interessiert mich, warum er die Institution der Synagoge für diese Handlungen wählte — einen Ort der Andacht, einen Ort der Anbetung, einen Ort der Bibelstudie, einen Ort des Lernens. Das ist der Ort, den Jesus wählt, um seine Identität bekanntzugeben. Meiner Meinung nach ist die Distanz zwischen der Institution der Synagoge, in der er sich befindet, und der Institution der Kirche, die er in Kürze gründen wird, minimal. Nun hat er die Herausforderung des Teufels angenommen.
ERIC D. HUNTSMAN: Der Tempel des Herodes war eine monumentale Struktur, und das sollte auch so sein, damit Zehntausende, sogar Hunderttausende von Pilgern, die nach Jerusalem kamen, auf zivile Weise dazu gebracht werden konnten, die Anforderungen des mosaischen Gesetzes zu erfüllen. Er war so gebaut, dass es kontrollierte Eingänge gab. Die Pilger konnten in äußere Höfe strömen, bevor sie sich schrittweise dem heiligen Raum nähern konnten.
Manchmal bekommen wir den Eindruck, dass Jesus, als er den Tempel sanierte, direkt am Altar oder am Eingang des Tempels stand. Doch er hielt sich höchstwahrscheinlich in den äußeren Vorhöfen auf, die allen, sogar Heiden, offenstanden. Sie wurden Höfe der Heiden genannt. Dank archäologischer Funde wissen wir, dass Herodes Läden und Plätze hatte bauen lassen, in denen Geschäfte abgewickelt werden konnten, die unter den Höfen des Tempels lagen. Aber aus irgendeinem Grund fanden diese Aktivitäten nun in den Vorhöfen auf dem Tempelberg selbst statt. Alles spricht dafür, dass dies mit der Zustimmung und Duldung der priesterlichen Obrigkeit geschah.
Zu dieser Zeit war die Leitung eines Tempels ein lukratives Geschäft, und das hierarchische Priestertum, das Tempelstaaten wie Jerusalem kontrollierte, verdiente natürlich Geld damit. Die Leute wechselten Geld um — was getan werden musste. Das war ein notwendiges Übel. Man musste heidnisches Geld, Geld, auf dem Abbilder von Menschen waren, für Tempel-Schekel eintauschen. Wenn Leute diese Wechselgeschäfte in den Höfen abwickelten und dort eventuell auch Opfertiere kauften oder verkauften, geschah das mindestens mit der stillschweigenden Zustimmung der priesterlichen Obrigkeit.
Als Jesus diese Tempelhöfe betrat, offensichtlich selbst auf Pilgerfahrt, und sah, was vor sich ging, kann man ohne große Zweifel annehmen, dass er sehr verärgert über die Leitung des Tempels sowie über die Leute, die diese Geschäfte abwickelten, war. Tatsächlich gibt es in Markus 11:17 einen Hinweis darauf. Das ist dieses berühmte Zitat. Nachdem er Dinge umgestoßen und Tiere freigelassen hatte, sagte er zu ihnen: “Heißt es nicht in der Schrift: ‘Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein?’ Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.”
Einerseits dürfte dies Jeremias 7:11 widerspiegeln, wo vorhergesagt wird, dass das Haus des Herrn ein Unterschlupf für Diebe werden würde. Aber im Griechischen ist das Wort für “Diebe” eine Ableitung des Hauptworts lestes, das “Bandit” bedeuten kann, aber es kann auch Rebell, Thronräuber oder Aufrührer bedeuten. Wir bekommen fast das Gefühl, als würde Jesus den Tempel als Unterschlupf oder als Aufenthaltsort von Leuten sehen, die keine rechtmäßige Befugnis haben. Es gibt viele Gründe, zu glauben, dass die priesterliche Obrigkeit an diesem Punkt der Beschreibung entsprach. Obwohl es sich bei allen um Priester des Hauses Aarons handelte, hatte es schon seit Generationen keinen legitimen Hohenpriester mehr gegeben. Es geht hier nicht nur um den Kauf und Verkauf von Tieren und Geldwechsel. Es geht um ihre Befugnis, den Tempel so zu leiten, wie es ihnen gefällt.
Und in gewissem Ausmaß kann es sein, dass nicht alle nur ihren eigenen Interessen dienten. Dies ist das letzte Überbleibsel jüdischer Autonomie. Die römische Regierung erlaubte dem Sanhedrin, besonders unter der Führung des Hohenpriesters, die Angelegenheiten Judäas zu leiten, doch es war der Tempel selbst, der das letzte Überbleibsel ihrer nationalen und kulturellen Unabhängigkeit markierte. Und jemand, der dies in Frage stellte — Es kann durchaus sein, dass sie dachten, sie taten, was sie tun konnten, um dies zu schützen, aber Jesus, der einfach auftauchte und ihre Befugnis in Frage stellte, wurde von ihnen zweifellos als Bedrohung betrachtet.