Messias Skript: Episode 5, Teil 2

KENT BROWN: Also, Jesus kommt mit seinen 11 Jüngern an. Judas hatte sich schon von der Gruppe getrennt. Sie betreten den Garten, irgendwo an den unteren Hängen des Ölbergs. Er lässt acht Jünger in der Nähe des Tores, des Eingangs, zurück und führt die anderen drei mit ihm weiter in den Garten hinein. Es handelt sich um Petrus, Jakobus und Johannes, die seit den Anfangstagen an seiner Seite sind, als er die 12 Apostel berufen hatte. Es gibt zwei fundamentale Dinge, die hier herausragen. Das erste ist die Intensität seines Leidens, das ihn nun befällt.

Und er sagt zu den drei Jüngern, dass er sogar zu Tode betrübt ist. Die Last unserer Sünden, unserer Fehltritte, die einen sündenlosen Mann so enorm beschwert, bringt ihn an einen Punkt, an dem er sich wünscht, er könne all dies einfach wegstoßen. Er lässt die drei dort zurück. Er geht weiter in den Garten hinein, um zu beten. Und das ist der zweite Teil. Jede der synoptischen Schriften wiederholt seine Aktionen im Griechischen im Imperfekt, das als Zeitform für gebräuchliche Handlungen benutzt wird. Er tat gewöhnlich dies. Sie tat gewöhnlich das.

Es bezeichnet außerdem iterative Handlungen, sich wiederholende Aktionen. Wir lesen also, dass Jesus weiterging, auf die Knie fiel und betete, weiterging, auf die Knie fiel und betete, weiterging, auf die Knie fiel und betete. Diese Reihe sich wiederholender Aktionen, die diese Verben dem Leser vermitteln, sind eine Indikation für die Intensität der Qualen, die er erleiden musste. Er betet nicht nur einmal. Er muss sich aufgerichtet haben, versucht haben, sich irgendwie zu erleichtern, bevor er weiterging und wieder betete. Das ist ein packendes Szenario für mich, das mir, nur durch die Art, wie es geschrieben ist, mitteilt, dass Jesus in diesem Moment schwer und wirklich unvorstellbar leidet, und zwar für Sie und für mich.

CECILIA M. PEEK:Kai genomonos en agonia, ektenesterone pros ao heto. Kai agenoto hohedros, al tu hose thromboi haimatos katabainontes epi taingain. was übersetzt bedeutet: “Und er betete in seiner Angst noch inständiger, und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.” (Lukas 22:44).

Hier finden sich ein paar interessante Formulierungen. Zum einen das griechische Wort ”agonia”, Todesqualen leiden. Eigentlich stammt es von dem griechischen Wort ”agon” ab, das man normalerweise in Bezug auf einen athletischen Wettbewerb benutzen würde. Also schlagen manche Gelehrte vor, dass die Beschreibung von Lukas, dass sein Schweiß wie Blutstropfen war, einfach eine Anspielung auf die steigende Anspannung ist, die ein Athlet vor dem näherrückenden Wettkampf fühlt, was eine recht interessante Interpretation ist.
Heilige der Letzten Tage hingegen, die die Evangelien studieren, glauben, dass es sich wirklich um Blut handelte, und Gelehrte, die keine Heiligen der Letzten Tage sind, legen diese Formulierung von Lukas — und das Schlüsselwort hier ist ”hos”— darauf basierend aus, ob er es als Adverb oder Adjektiv verwendet. Mit anderen Worten, spricht er tatsächlich von Blutstropfen oder dass der Schweiß wie Blutstropfen war? Ohne zusätzliche Informationen wäre es unmöglich, ganz sicher zu wissen, welche der zwei Anwendungsmöglichkeiten von “hos” Lukas hier meint. Aber wir haben zusätzliche, restaurierte Schriften im Buch Mormon bei Mosia, in dem er sagt, dass Christus aus allen Poren blutete, und dann noch spezifischer in “Lehre und Bündnisse”, in dem der Herr selbst spricht und ausdrücklicher und klarer als irgendwo sonst in der Heiligen Schrift seine eigene Erfahrung des Leidens, die er durch das Sühneopfer machte, beschreibt.

Er beschreibt sein Leiden mit diesen Worten: “Dieses Leiden ließ mich, selbst Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden – und ich wollte den bitteren Kelch nicht trinken und zurückschrecken – , doch Ehre sei dem Vater: ich trank davon und führte das, was ich für die Menschenkinder vorhatte, bis zum Ende aus.” (Lehre und Bündnisse 19:18-19).

Falls es irgendeinen Zweifel geben sollte, was Lukas meinte, wird von Christus klargestellt, dass er in der Tat aus jeder Pore blutete. Darum muss es notwendigerweise ein unbegrenztes Sühnopfer sein — denn wenn es kein unbegrenztes Sühnopfer wäre, könnte diese Verweslichkeit nicht Unverweslichkeit anziehen. Nephi 9:7

messiah jesus christ mormon filmMARILYN ARNOLD: Das Buch Mormon erweitert unser Verständnis der unbegrenzten Natur des Sühnopfers. Ich finde es interessant, dass der Ausdruck “unbegrenztes Sühnopfer” , nur im Buch Mormon auftaucht. Nur Sprecher im Buch Mormon verwenden diese Formulierung. Tatsächlich ist das Wort “unbegrenzt” nur drei Mal in der Heiligen Schrift zu finden, alle drei Beispiele befinden sich im Alten Testament und kein einziges bezieht sich auf das Sühnopfer Jesu Christi. Es handelt sich also um ein neues Konzept, das ausführlicher darauf eingeht, was das Sühnopfer ist, indem es als unbegrenzt bezeichnet wird.

Durch das Sühnopfer wurden Sterbliche vom Tod und der Hölle erlöst. Sie wurden vom Tod des Körpers und vom Tod des Geistes erlöst. Und Jakobus macht diesen Punkt sehr, sehr deutlich. Dieses Opfer ist das des Sohnes Gottes, unbegrenzt und ewig. Kein anderes Wesen außer ein Gott konnte dieses unbegrenzte Sühnopfer zustande bringen. Deshalb ist es unbegrenzt, da es das Opfer des Sohnes Gottes ist, unbegrenzt und ewig.

JOHN S. TANNER: Niemand kann durch dieses Leben gehen, ohne einige Sünden anzusammeln. Und wir brauchen dieses Sühnopfer jeden Tag unseres Lebens. Ich bin dankbar, dass mir der Herr durch das Abendmahl erlaubt, jede Woche diesen Vorsatz zu erneuern. Mir gefällt das Wort “gewillt” im Abendmahlsgebet. Denn es heißt: “Bist du gewillt, diesen Namen auf dich zu nehmen?” Und ich denke: “Herr, ich bin gewillt.” Ich mag diese Woche nicht perfekt gewesen sein, aber ich erneuere meine Bereitwilligkeit, nach der Heiligen Schrift zu leben. Und das kann ich nur tun, weil sich der Herr selbst geopfert hat. Und das kann ich nur erreichen, da der Herr uns ermöglicht hat, unsere Kraft mit seiner Kraft zu verbinden und unsere Fähigkeiten durch seine Fähigkeiten zu vergrößern, denn er hat uns nicht nur vergeben. Er hilft uns, unser volles Potential zu erreichen, allerdings nur mit seiner Hilfe. Ich kann das auch jeden Tag spüren. Mitunter ist die Aufgabe zu groß für mich. Es ist einfach zu schwer. Wie werde ich es schaffen? Durch seine Gnade hat er uns dies ermöglicht.

VIRGINIA PEARCE: Es existiert eine wunderbare Synergie zwischen meiner Verantwortung, alles zu tun, was ich tun kann, und nicht nur seiner Verantwortung, sondern seinem bindenden Versprechen mir gegenüber, dass er das tun wird, was ich nicht tun kann. Das ist das Ausmaß seiner Gnade. Er ist nicht nur gewillt, mir zu vergeben und meine Schmerzen abzunehmen, sondern auch die Wunden von denen, die ich verletzt habe, zu verbinden. Wohin man auch hinsieht, überall in unserem Leben ist seine Gnade am Werk, selbst wenn wir uns bemühen und darauf hinarbeiten, unser Bestmögliches zu geben und zu tun.

MARILYN ARNOLD: Das Gebet, das Jesus in Getsemani sprach, ist sehr, sehr kurz, aber gleichzeitig überaus ergreifend. Es berührt uns tief. Denn Jesus schüttet in diesem Gebet seine Seele aus. Er weiß ob der Qualen, die ihm bevorstehen, und er schüttet seinem geliebten Vater seine Seele aus. Und ich glaube, dass wir darin viele Dinge fühlen, die wir auf unser eigenes Leben übertragen könnten, zum Beispiel diese wunderbare Beziehung, die er und sein Vater haben.

Wie Markus das Gebet überliefert — Und die Formulierungen sind in allen drei Evangelien mehr oder minder dieselben. Doch Markus fügt ein Wort hinzu. Nämlich das Wort “Abba”. . Jesus spricht den Vater mit Abba an. Das weist auf die sehr intime Beziehung mit seinem Vater hin. Manche von uns haben mitunter das Gefühl, dass der Vater so distanziert von uns ist, dass es uns kaum gelingt, mit ihm zu sprechen. Wir haben Angst, und es schickt sich, ihn formell anzusprechen. Aber wir sollten erkennen, dass er uns liebt und dass wir eine liebevolle Beziehung mit ihm haben können. Hier ist er nun und fragt den Vater, ob er ihn von diesen Qualen erlösen kann.

Doch dann sagt er — dieses entscheidende Wort “trotzdem” — trotzdem, nicht mein Wille, sondern deiner, nicht was ich will, sondern was du willst.

CYNTHIA HALLEN: : Er hatte Schmerz und Kummer erlebt, Enttäuschung, die Angst zu versagen, schmerzhafte Ablehnung, das Verlangen und das Heimweh und den Wunsch, mit all unseren Lieben wiedervereinigt zu sein, damit wir für immer Glück und Schönheit haben werden. Er tat es im wahrsten Sinne des Wortes, denn er will weder, dass wir falsches oder einen Ersatz für Glück bekommen, noch eine Art kosmetischen, imitierten Glücks. Er will, dass wir wahres Glück und die perfekte Liebe, die er hatte

BRENT L. TOP: Das Sühnopfer Jesu Christi ist auf tiefste Weise persönlich, und dadurch transformiert es mich. Es verändert mein Verlangen. Es verändert mein Wesen. Das ist das Sühnopfer Jesu Christi. Es erlöst uns, es rettet uns, es erhebt, es liebt, und es transformiert uns zu neuen Kreaturen.

KENT BROWN: Eine der bekanntesten Geschichten des Neuen Testaments ist natürlich die Verhaftung Jesu. Die Verschwörungen und Unterwanderungen begannen viele Monate vorher. Eine Verschwörung gegen ihn wurde in Galiläa ausgebrütet. Augenscheinlich fanden die Verschwörer einander, als Jesus den Mann mit der verkrüppelten Hand heilte.

Nun ist die Zeit also gekommen. Judas führt eine Horde von Leuten zu dem Ort, an dem sich seiner Annahme nach Jesus und die 11 Apostel aufhalten. In jeder synoptischen Schrift heißt es, dass sich Judas Jesus nähert, um ihn zu küssen. Auch Matthäus und Markus berichten, dass Judas das tat. Lukas impliziert es nur. Er drückt es nicht in Worten aus, dass Judas ihn küsste. Ich habe mich oft gefragt, ob Lukas dieses Szenario so abstoßend fand, dass er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass der Verräter den Meister geküsst hat. Als die Gruppe, die ihn verhaften wollte, dort ankam, geht Jesus auf sie zu und fragt: “Wen sucht ihr?” Sie antworten: “Jesus von Nazaret.” Dann sagte Jesus: “Ich bin es.”

Der Ausspruch des göttlichen Namens ist von Interesse, der isoliert von allen anderem steht, das Jesus sagt, wenn er antwortet: “Ich bin es.” Es ist offensichtlich, dass diese Leute voll Angst kamen und sich fragten, was ihnen passieren könnte. Sie treten etwas zurück, steigen sich dabei gegenseitig auf die Füße und fallen letztendlich alle auf den Boden. In mancherlei Hinsicht ist es ein komödienhaftes Szenario, obwohl es natürlich eine sehr ernste Angelegenheit ist.

Nachdem sie wieder auf den Beinen waren und sich etwas gesammelt hatten, fragt er sie noch einmal: “Wen sucht ihr?” Und wieder antworten sie: “Jesus von Nazaret.” Und auch er wiederholt: “Ich bin es.” (Johannes 18:4-8)

RICHARD ANDERSON: Nachdem Jesus im Garten von Getsemani verhaftet wurde, flohen die Apostel in Panik. Sie hatten aktiv an der Konfrontation der Wachen teilgenommen, also hatten die es ganz besonders auf Petrus abgesehen, den sie als Feind betrachteten, da er einen der Wachen angegriffen hatte, als sie versuchten, Jesus abzuführen. Die Apostel fühlten sich also wie Männer auf der Flucht und gaben ihren Aufenthaltsort nicht bekannt, obwohl sie als Apostel immer noch zusammen waren, sich berieten und sich bemühten, sich wieder etwas zu sammeln, um zu durchdenken, was tatsächlich geschehen war und wie sie mit der Desillusionierung all ihrer Träume und Pläne umgehen sollten. Denn sie hatten die Prophezeiung und wie sie sich vollfüllen würde nicht völlig verstanden, als Jesus ihnen mitteilte, dass er sie verlassen würde.

KENT BROWN: Also, sie verhaften und fesseln ihn, bevor sie sich höchstwahrscheinlich durch das Kidron-Tal davonmachen, zu einem Tor weiter unten im Osten der Stadt, durch das sie zu den vielen Treppen gelangen, die zum Domizil des Hohenpriesters hochführten.

JOHN S. TANNER: Nach seiner Festnahme in Getsemani kommt Jesus völlig erschöpft durchs Kidron-Tal, bevor er die steilen Treppen erklimmen muss, die hoch zum Palast von Kajaphas, dem Hohenpriester, führen. Petrus und ein anderer, ungenannter Jünger folgen ihm, aber bleiben in der Ferne. Dort im Palast von Kajaphas, während Petrus in der Dunkelheit wartet, wird Jesus selbst, der Richter der Ewigkeit, in einer illegalen, nächtlichen Verhandlung von Männern gerichtet, die ihr Urteil schon lange vor dem Beginn des Verfahrens gefällt hatten. Matthäus erklärt, wie ironisch es ist, dass sich nur zwei Tage vorher im gleichen Palast ein paar seiner Richter getroffen hatten, um zu besprechen, wie sie ihn am geschicktesten festnehmen und töten könnten. (Matthäus 26:4, 59).

ERIC D. HUNTSMAN: Obwohl die Erzählungen in den Evangelien die Ereignisse dieser schrecklichen Nacht sehr dramatisch darstellen, als Jesus zuerst vor die jüdische und dann vor die regierende, römische Obrigkeit gebracht wurde, sollten wir nicht vergessen, dass sie uns keine rechtlichen Details geben, die wir wirklich brauchen, um verstehen zu können, was sich genau abspielte, aus rein technischer Perspektive. Sie versuchen, ein Bild der traurigen Realität zu zeichnen, wie der Erlöser der Welt zu Unrecht verurteilt und missbraucht wurde, und dass alle, die involviert waren, sowohl jüdische als auch römische Führer, an seiner fälschlichen Verurteilung beteiligt waren. Wir haben tatsächlich sehr wenige Anhaltspunkte von zeitgenössischen Quellen, wie jüdische Gerichtsverhandlungen zu Zeiten des Zweiten Tempels vor sich gingen. Allerdings haben wir haufenweise Informationen, gerichtliche Urteile, Meinungen und Erinnerungen, wie die Dinge damals gehandhabt wurden, die von einer späteren Quelle namens Mischnah stammen, die etwa 200 n. Chr. zusammengestellt wurde. In vielen Fällen dürfte sie tatsächliche Praktiken zu Zeiten Jesu widerspiegeln, doch manches könnte der Wahrheit auch relativ fern liegen.

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